Donnerstag, Juni 29, 2006

Eine musikalische Reise...

Dass hier ohne Musik und MP3 Files gar nichts läuft habe ich ja bereits erwähnt. Warum ich darüber schreibe? Na ja, bei täglich 3 Stunden Transfer-Zeit, deren stetiger Begleiter der Ipod ist, kann man schon von einer musikalischen Reise sprechen...

Was die ersten Tage betrifft war ich doch noch sehr geprägt von Mercedes Sosa und Celia Cruz in Abwechslung mit Tito Rodriguez und Mana, die mich mit Ihren Rhythmen fortwährend begleitet haben. Ja Leutz, Südamerika hat’s mir ganz schön angetan. Parallel kann man auch eine gewisse Tango-Phase beobachten. Passt ja rein Sprach-technisch ganz gut. Wäre da in meiner argentinischen Sammlung nicht zufällig „Scent of a Woman Tango“ gelandet, hätte ich den Absprung vielleicht nicht geschafft. Dieser wird bekanntlich in Schindlers List gespielt, was im Zusammenhang mit den unterirdischen Palästen fürs Volk (siehe dazu die Moskauer Metro :-) zumindest rein Stil-technisch betrachtet ganz gut passt. Fürs Gemüt ist diese konstant melancholische Beschallung jedoch eher belastend.

Da stolperte ich eines Abends über einige schon längst vergessene Titel von Rheinaldo, einem Kumpel aus Sao Paolo, hatte er mir diese doch vor 3 Jahren in mein Gepäck auf den Weg nach Deutschland mit eingepackt.
Die Frage der vorherrschenden Musik ist an dieser Stelle völlig überflüssig: „Oceano“ harmonisierte im Einklang mit verschiedenen Salome de Bahia´„Outro Lugar“-Interpretationen, die ich schon immer total gerne mochte.
Und mal rein analytisch betrachtet: von Spanisch zu Brasilianisch zeichnet sich doch auch eine östliche Entwicklung ab, zumindest was den Breitengrad auf der Landkarte betrifft. Ja, es geht voran!!!

Dank Lars vom Russisch-Kurs hab ich die Kurve schlussendlich gekratzt: ein kleiner Link für fleißige Studentinnen in Moskau und ich wähle seither zwischen 2000 Sowjet-Titeln aus dem Netz. Ist ja fast schon dekadent: auf englisch, russisch, mit und ohne Text, wie es einem grad bekommt. Wäre mir da die Diplomarbeit nicht im Nacken, ich kann euch sagen, die Prioritäten würden ziemlich eindeutig aussehen.
Na ja, der Schwarzmarkt und die dort günstig zu erwerbenden Raubkopien der Openair-Märkte sind bekanntlich auch Teil des (illegalen) Handels; so mache ich mir bei den musikalisch motivierten Ausflügen Gewissens-technisch doch nur ein Bild über die Entwicklung des russischen Handels (Diplomarbeits-Thema)...

Und was die Musik betrifft, gibt es ja nicht nur Märsche aus dem Sowjetimperium. Da fällt mir spontan ein gewisser Dima Bilan ein, der sich vor wenigen Wochen in Athen beim Chanson de la Eurovision den zweiten Platz ersungen hat. Immerhin ist das Rueckgrat des russischen Nationalstolzes, welches unter der fehlenden Qualifikation zur Fussball-WM ganz schoen gelitten hat, wieder gestaerkt. Das Resultat: wir hören „Never let you go“ im Halb-Stunden-Takt im Radio!

Und die Auswirkung auf mich??? Ich summe die russischen Lieder unweigerlich mit. Zumindest die modernen Beats, bin ich doch nicht ganz in der Sowjet-Zeit hängen geblieben.

Erschreckend oder einfach nur Automatismus???
Egal, denn ich glaube es ist langsam an der Zeit. Zeit um loszulassen und einzutauchen – in eine neue Kultur, eine neue Sprache, die russische Welt!!!